Programm | Freitag, 25. November


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Das Symposium findet in deutscher, teilweise in englischer Sprache statt.
Moderation: Anna Beke, Claudia Feest, David Russo


9:00 Uhr | Begrüßung

(deutsch, teilweise englisch)

Mit: Prof. Lydia Grün, Präsidentin der HMTM, Prof. Jan Broeckx, Institutsleiter der Ballett-Akademie der HMTM
 

9:20 Uhr | Thematische Einführung

(deutsch, teilweise englisch)

Mit: Anna Beke, David Russo, Prof. Jan Broeckx, Prof. Dr. Andrea Sangiorgio (HMTM), Claudia Feest, Michael Freundt (DTD), Kurator*innen-Team der Tagung
 

10:10 Uhr | Das Feuer in den Traditionen des Balletts bewahren, nicht die Asche anbeten

Vortrag (englisch)
Es ist eine Ehre und ein Privileg, leidenschaftliche Ballettstudierende auszubilden, die eine Karriere als professionelle Tänzer*innen anstreben. Eine sehr lohnende Verantwortung, die eine ständige Überprüfung der Balletttraditionen erfordert, um sicherzustellen, dass wir das Feuer vergangener Praktiken bewahren und nicht die Asche anbeten. Während wir uns die Kraft der täglichen ‚Strenge‘ zunutze machen, um großartige Ergebnisse zu erzielen, dürfen unsere pädagogischen Entscheidungen niemals dazu führen, dass das Licht in den Augen eines Studierenden erlischt.

Mit: Mavis Staines und Sarah Moreno (Canada's National Ballet School, CAN)
 

11:00 Uhr | Kaffeepause
 

11:25 Uhr | Der tanzende Mensch im Fokus – ethische Fragen zur Tanzausbildung

Panel-Diskussion(deutsch, teilweise englisch)
Lehrende in der Tanzausbildung erfüllen nach wie vor meist eine Vorbildfunktion und werden von den Studierenden als Autoritäten wahrgenommen – besonders, wenn die Studierenden noch sehr jung sind. Umso wichtiger ist, in der Lehre vor allem da, wo es um körpernahes Training geht, einen Ausbildungsrahmen zu schaffen, der ethische Belange reflektiert und einbezieht. Das Pädagogische Konzept der Ballett-Akademie der HMTM wie auch die Leitlinien der Ethik-Kommission für Tanz haben hierzu einen Orientierungsrahmen formuliert, der in diesem Panel befragt und diskutiert werden soll. Unter anderem wollen wir folgende Fragestellungen verhandeln: Wie kann ein gleichberechtigter und gegenseitig respektvoller Umgang zwischen Lehrenden und Studierenden geschaffen werden? Welche Voraussetzungen braucht es in einer zeitgemäßen Tanzausbildung an Hochschulen, um eine Balance zwischen dem Erreichen höchster tänzerischer Qualität und der gleichzeitig langfristigen Erhaltung der mentalen, psychischen und physischen Gesundheit der Tänzer*innen zu garantieren?

Moderation: Claudia Feest (Dachverband Tanz Deutschland)
Mit: Dr. Fiona Bannon (University of Leeds, UK), Jean-Yves Esquerre (European School of Ballet, NL), Prof. Nik Haffner (Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz HZT Berlin), Prof. Dr. Antje Klinge (Ruhr-Universität Bochum), Friedrich Pohl (Dancersconnect), David Russo (Ballett-Akademie der HMTM) und Prof. Dr. Andrea Sangiorgio (HMTM)
 

12:25 Uhr | Ausbildungskonferenz Tanz (AK|T) – Biennale Tanzausbildung

Vortrag (deutsch, teilweise englisch)
Die Ausbildungskonferenz Tanz (AK|T) wurde 2006 von Vertreter*innen aller staatlichen Tanzausbildungsinstitutionen in Deutschland gegründet. Sie versteht sich als Arbeitsgemeinschaft und nationale Interessensvertretung mit dem Ziel, die professionelle Tanzausbildung in Deutschland zu stärken. International gibt es keine vergleichbaren Organisationen. Die AK|T beteiligt sich aktiv an den Diskussionen zur Ausbildungssituation im Tanz, durch die Vertretung der gemeinsamen Interessen als nationales Gremium, die Intensivierung der Zusammenarbeit bei gleichzeitiger Profilschärfung der einzelnen Ausbildungsinstitutionen und die Vernetzung mit weiteren internationalen Partnern.
Wichtigstes gemeinsames Projekt der AK|T ist die Biennale Tanzausbildung, die als nationales Forum für den Austausch und die Begegnung von Studierenden und Lehrenden seit 2008 an wechselnden Orten stattfindet. Die Initiative für den Zusammenschluss der Tanzausbildungsinstitutionen ging maßgeblich von Tanzplan Deutschland, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes (KSB), aus.

Mit: Prof. Dieter Heitkamp (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt)
 

12:45 Uhr | Performance

Mit: Studierende der Ballett-Akademie der HMTM
 

13:00 Uhr | Mittagspause
 
14:00 – 15:30 Uhr | parallel stattfindende teilweise partizipative Formate
 

14:00 Uhr | Gesundes Balletttraining

Workshop (deutsch/englisch)
Der Workshop zielt darauf ab, einige Fragen bezüglich des Stangentrainings in einer Ballettklasse aus anatomischer Sicht zu betrachten. Aspekte wie die Reihenfolge der Übungen, die Verwendung von ‚key steps‘ oder ihre verschiedenen Ausführungsarten. Außerdem geht es um biomechanische Erkenntnisse und die Verwendung des Atems als Hilfsmittel, um den Tänzer*innen zu helfen, die Schritte auf gesündere und organischere Weise auszuführen.

Mit: Javier Torres und Violetta Keller (Finnish National Ballet, FI)
 

14:00 Uhr | Ballett und Körperbild – Die versteckte Wahrheit über Essstörungen im Tanz

Workshop(deutsch/englisch)
Das Streben nach dem idealen Körperbild kann Ballettstudierende unter extremen Druck setzen. Die Beschäftigung mit dem körperlichen Erscheinungsbild kann dazu führen, dass Tänzer*innen Verhaltensweisen an den Tag legen, um ihr Körpergewicht zu kontrollieren, z. B. Essensvermeidung, Fasten, Erbrechen und übermäßiges Training. Diese Verhaltensweisen können langfristige, negative Folgen auf die Gesundheit haben. Essstörungen finden sich unter Balletttänzer*innen viel häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. Wichtig ist, dass sowohl weibliche als auch männliche Tänzer betroffen sind. Die Warnzeichen sind oft schwer zu erkennen, da die Betroffenen ihr Verhalten sehr geschickt verbergen und ein normales Körpergewicht haben können. Die Verantwortung für das körperliche und geistige Wohlbefinden von Balletttänzer*innen liegt zum Teil auch bei den Ausbildern, der Familie und Freunden.
In diesem Workshop werden wir darüber sprechen, wie man Warnzeichen erkennen kann, die darauf hinweisen, dass Tänzer*innen mit einer Essstörung zu kämpfen haben. Wir werden auch erörtern, wie Ballettschulen ein sicheres Umfeld schaffen können und eine offene Diskussion über die verbundenen Probleme des körperlichen Erscheinungsbilds ermöglichen. Ziel ist, ein positives Körperbild unter den Tänzer*innen zu fördern.

Mit: Dr. Dora Meyer (Ballett-Akademie der HMTM)
 

14:45 Uhr | Warum eine tanzspezifische Beurteilung des Bewegungsapparates der Tanzstudierenden in der professionellen Tanzausbildung sinnvoll ist.

Workshop (deutsch/englisch)
Jede Tanzästhetik setzt unterschiedliche anatomische Eigenschaften bei Tänzer*innen voraus. Im klassischen Tanz zielen alle Positionen und Schritte auf dieselbe strenge Form – und damit auf eine sehr spezifische Anatomie – ab, während der moderne und zeitgenössische Tanz offener mit individuellen Voraussetzungen umgehen. Dennoch müssen Studierende und Lehrende in allen Formen des Tanzes wissen, welche Möglichkeiten der Körper bietet und welche nicht, damit sie das Instrument der*des Tänzers*in – den Körper – optimal nutzen und gesetzte Lernziele am effektivsten erreichen können. Der Workshop behandelt die wichtigsten anatomischen Strukturen, ihre tanzspezifischen Funktionen und Kompensationsmechanismen, um den Körper optimal zu nutzen und gesund zu erhalten.

Mit: Marc Geifes (Ballett-Akademie der HMTM)
 

14:45 Uhr | Ohne Tänzer*innen kein Tanz!

Workshop (deutsch/englisch)
Was braucht es, damit Tänzer*innen in ihrem Beruf körperlich und psychisch gesund bleiben?
Tänzer*innen vollbringen Höchstleistungen, körperlich, psychisch und sozial. Es fördert und fordert! Um Exzellenz anbieten zu können, braucht es viel Umsicht mit der wichtigsten Ressource, der eigenen Gesundheit. Viele Akademien tragen dem Rechnung und stärken die Gesundheit ihrer Studierenden durch Unterrichtsinhalte auch zur Prävention; darüber hinaus helfen kollegiale Netzwerke im späteren Berufsleben.
Doch reicht das? Was sind die Umstände, die es erleichtern, Hilfe anzunehmen oder heißt es weiterhin ‚die Zähne zusammenzubeißen und allein weiter durchhalten‘? Der Beitrag will aufzeigen, dass es subtile Hemmnisse auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene gibt. Diese lassen sich nicht mal eben beiseite räumen. Ein Anfang könnte aber sein, Licht hinter den Vorhang zu bringen und Raum zu geben für Fragen, die häufig immer noch tabuisiert sind: Schade ich meiner Karriere, wenn ich mir Hilfe suche? Ist das Einräumen von psychischer und körperlicher Verletzlichkeit mit künstlerischer Virtuosität vereinbar? Wo ist Platz für Selbstfürsorge? Wie geht eine Gesellschaft mit ihren Künstler*innen um, wenn sie nicht ‚liefern‘ können?

Mit: Prof. Dr. med. Peer Abilgaard (Hochschule für Musik und Tanz Köln, Klinik für Seelische Gesundheit am Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen)
 

15:30 Uhr | Neuanfänge in Wien

Gespräch (deutsch/englisch)
Wie gelingt es, die hohen Anforderungen, die die Pflege des klassischen Tanzes und seines Repertoires nicht nur als zentraler Bestandteil der abendländischen Kultur, sondern auch als eine der grandiosesten Kunstformen unserer Zeit stellt, mit einer Ausbildung zu stützen, die auf Respekt gegenüber jedem*r einzelnen Studierenden und der Förderung individueller Potentiale aufbaut? Martin Schläpfer steht seit der Spielzeit 2020/21 als Direktor und Chefchoreograf des Wiener Staatsballetts nicht nur einer der größten Tanzkompagnien der Welt vor, sondern ist auch Künstlerischer Leiter der Ballettakademie der Wiener Staatsoper. Für die wichtigste Tanz-Ausbildungsstätte Österreichs, die er zu einem Zeitpunkt übernahm, als sich diese in einer tiefen Krise befand, hat er zusammen mit der Direktorin Christiana Stefanou und einer Kommission aus Expert*innen inzwischen grundlegende Reformen umgesetzt. Im Gespräch mit Anna Beke gibt Martin Schläpfer Einblicke in die Neuausrichtung der Wiener Ballettakademie.

Mit: Martin Schläpfer (Wiener Staatsballett, Ballettakademie der Wiener Staatsoper, AT) und Anna Beke (Ballett-Akademie der HMTM)
 

16:20 Uhr | Kaffeepause
 

16:45 Uhr | Wettbewerb und Wettbewerbe

Panel-Diskussion(englisch)
Ballettwettbewerbe wie der Prix de Lausanne stellen ein Sprungbrett in eine elitäre Tanzkarriere dar. Sich aneinander zu messen und vergleichend bewertet zu werden, findet bei professionellen Tänzer*innen nicht nur bei Wettbewerben statt, sondern auch im Training oder beim Konkurrenzkampf um Rollen. Dieser alltägliche Wettbewerb kann anspornen und inspirieren, er kann auch abwerten und brechen. Der Druck, die beste Leistung zu zeigen, kann Ellbogenmentalität, Neid und Selbstzweifel erzeugen. Ein pädagogisches Konzept, das einen ‚ganzheitlichen‘ Blick auf Tanzstudierende und ein ‚partizipatives Miteinander‘ fordert, steht im Widerspruch dazu. Inwieweit kann im Rahmen von Wettbewerben die Spannung zwischen künstlerischer Höchstleistung und wertschätzender Förderung der Person gelöst werden? Ballettstars, bei denen der Wettbewerb zu einer hochkarätigen tänzerischen Laufbahn geführt hat, diskutieren dazu mit einem renommierten Jurymitglied sowie einem psychologischen Spezialisten.

Moderation: Anna Esser und Prof. Jan Broeckx (Ballett-Akademie der HMTM)
Mit: Prof. Dr. med. Peer Abilgaard (Hochschule für Musik und Tanz Köln, Klinik für Seelische Gesundheit am Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen), Violetta Keller (Finnish National Ballet, FIN), Julian MacKay (Bayerisches Staatsballett), Bianca Teixeira (Bayerisches Staatsballett), Shale Wagman (Bayerisches Staatsballett), Stanisław Węgrzyn (Royal Ballet, UK) und Samuel Wuersten (Zürcher Hochschule der Künste – ZHdK, CH / Holland Dance Festival, NL)
 

17:45 Uhr | Pause
 

18:30 Uhr | Tanzwerkstatt

Performance Lecture (deutsch/englisch)
Anhand signifikanter Beispiele aus der Tanz- und Ballettgeschichte sowie anhand einer Neukreation, die beim Symposium zur Uraufführung gelangt, sollen gemeinsam mit Lehrenden, Studierenden und Tänzer*innen Ästhetiken und Praktiken aus der Proben- und Aufführungswelt gemeinsam mit dem Publikum hinterfragt und beleuchtet werden. Tanz im Wandel? Ein Spiegel seiner Zeit!

Moderation: Anna Beke und David Russo (Ballett-Akademie der HMTM)
Mit: Prof. Jan Broeckx
Tanz: Carollina Bastos, Severin Brunhuber und Bianca Teixeira (Tänzer*innen des Bayerischen Staatsballetts), Studierende der Ballett-Akademie der HMTM
 

19:30 Uhr | Meet & Greet

Musik: Ensemble VOLTA jazz (Fernanda von Sachsen-Gessaphe, Gesang; Pablo Struff, Klavier; Jakob Marsmann, Schlagzeug; Johannes Stern, Kontrabass)

Samstag